Basketball im Friedenauer TSC – eine Zeitreise
Bereits in den 50er Jahren gab es einige Begeisterte, die unter dem Namen des Friedenauer TSC dem roten Gummiball nachjagten. Einen ersten Versuch der Wiederbelebung gab es dann im Jahr 1981, als Heiko Mehnert eine talentierte Frauenmannschaft trainierte, die sich aber bereits nach einem Jahr wieder auflöste.
Die Abteilung, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich aus dem damaligen Freizeitsportprogramm des Bezirksamtes Wilmersdorf sowie dem Enthusiasmus einiger Freunde, denen die gemeinsame Freizeitgestaltung im Herbst und Winter am Herzen lag und die über eine gemeinsame sportliche Betätigung nachdachten. Erleichtert wurde die Entscheidung zwischen verschiedenen Sportarten für den Basketball durch Sportübertragungen des amerikanischen Fernsehsenders AFN.
Jetzt galt es einen Verein zu finden, der Halle und Trainingszeiten zur Verfügung stellen konnte. Diesen Job übernahm Daniel Levy, der beim Friedenauer TSC bereits eine Volleyballmannschaft mit großem Erfolg trainiert hatte. Als 1. Abteilungsleiter und Spielertrainer stellte sich Andreas Roestel zur Verfügung, der alle Unterlagen und wichtige erste Informationen von Heiko Mehnert übernahm. 2.Abteilungsleiter war Stefan Lingnau und Kassierer wurde Christian Kolm, der am Anfang allen Beiträgen „nachjagen“ musste. Trotzdem reichte das Geld nicht für Spielbetrieb, Schiedsrichter, Bälle und Trikots, so dass der Hauptverein um Hilfe gebeten wurde. Der erhoffte Kredit über 500,- DM wurde sogar noch übertroffen: Die Abteilung erhielt eine „Anfangsfinanzierung“ von 1000.- DM. Das festigte natürlich die Identifikation mit dem neuen Verein und so konnte sich die Abteilung schließlich am 30.1.1983 endgültig konstituieren. Mit einer Besetzung von 14 Spielern war bereits im September 1982 der Spielbetrieb aufgenommen worden. Mitglieder dieser ersten Mannschaft waren: Martin Sztraka, Daniel Levy, Hannes Neuherz, Michael Sander, Thomas Wisusseck, Christian Kolm, Ulf Poppel, Stefan Kalinowski, Andreas Moritz, Stefan Lingnau, Andreas Roestel, Thorsten Morenzin und Thomas Struve.
Auch wenn die erste Spielzeit die Erwartungen insgesamt nicht ganz erfüllte, so war doch keiner derart enttäuscht, dass er die “Flinte ins Korn warf”. Und während im ersten Jahr noch gegen den Abstieg gespielt wurde, konnte das Team in den zwei darauffolgenden Jahren einen Mittelplatz erreichen. Dieser Einsatz wurde dann auch durch regen Zulauf neuer Mitglieder belohnt.
Im Jahr 1986 sind aus den anfangs vierzehn schon dreißig Mitglieder geworden, die in zwei Herrenmannschaften spielten.
1987 erfolgte dann der Aufstieg in die Bezirksliga. Mit dieser Mannschaft begann der unaufhaltsame Aufstieg der Basketballer des Friedenauer TSC.
1.Herren in der Saison 1986/87 Aufstieg in die Bezirksliga
von links nach rechts: Stefan Lingnau, Tom Wingefeld, Ulf Puppel, Andreas Roestel, Michael Warias, Andreas „Max“ Moritz, Matthias Rucht, Michael Sander, Teja Pauli, Thomas Nugel.
Nicht auf dem Bild zu finden ist der damalige Erfolgstrainer Frithjof Laaser. Er führte die Mannschaft in den Jahren 1986-1988 von der Kreisliga in die Landesliga und fand einige Jahre später auch als Spieler beim Friedenauer TSC seine Heimat.
Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatten aber auch zwei Neuzugänge, die das Spielvermögen der Mannschaft (wie schon im Jahr 1985 Thomas Nugel und Teja Pauli) auf ein höheres Niveau brachten: Oliver „Scooter“ Sroka und Dirk Broszeit. Mit dieser Mannschaft und den Trainern Florian Zillibiller und Daniel Levy gelang dann sogar der dritte Aufstieg in Folge: Im Jahr 1989 war der Friedenauer TSC in der Oberliga angekommen. Die 2.Herrenmannschaft stieg im selben Jahr in die Bezirksliga auf.
Parallel dazu entstand fast unbemerkt auch eine Frauenmannschaft, die erstmals im Jahr 1987 am Spielbetrieb teilnahm und ihre erste Saison auf einem Platz im unteren Mittelfeld beendete – hier war noch nicht abzusehen, dass die Frauen einmal der Stolz der Abteilung werden würden!
1.Herren (weiße Trikots) und 2.Herren (blaue Trikots) 1988
Mathias Rucht, Stefan Tietz, Michael Warias, Jörg Burgsthaler, Sven Jamuschke , Teja Pauli, Michael Sander, Thomas Nugel, Joachim Gottschalk, Jens Langner, Stefan Lingnau, Karsten Pätzel, Dirk Broszeit, Andreas Roestel, Oliver Sroka, Daniel Levy
Ein ganz besonderes Ereignis folgte dann im November 1990: Auf Initiative von Dirk Broszeit und Daniel Levy fand das erste deutsch-deutsche Basketballspiel nach dem Fall der Mauer zwischen dem Meister der DDR, dem AdW, und dem Friedenauer TSC in der Geisberghalle statt. Das Spiel wurde zwar mit ca. 30 Punkten Unterschied verloren, aber wichtiger als das Ergebnis war das Ereignis. Zwei Wochen später kam es zum Rückspiel in Adlershof, bei dem sich die Mannschaft trotz erheblicher Größennachteile gut schlug. Dass diese Spiele offensichtlich auch einen nachhaltigen Eindruck bei unseren Gegnern hinterließ, zeigte sich daran, dass kurz danach Jan Bitterlich vom AdW zum TSC wechselte.
1991 gab es bereits fünf Herrenmannschaften im Verein. Die 1. Herrenmannschaft stieg aus der Oberliga wieder ab. Die 2. Herrenmannschft entwickelte sich zu einem Sammelbecken für Schiedsrichter. Acht Schiedsrichter spielten in der Truppe und fanden einen guten Ausgleich für das anstrengende Amt.
Auf dem Sommerfest 1992 wurde kräftig Werbung gemacht und so konnte schon kurz nach den Sommerferien die Jugendarbeit beginnen. Minis und D-Jugend starteten den Betrieb. Trainer der Minis waren Andreas Roestel, Nadine Cagin und Krischan de Silvie und um die D-Jugend kümmerten sich Andreas Roestel, Stefan Bretall und Dirk Broszeit.
Unter der Regie von Abteilungsleiter Stefan Tietz entwickelte sich ein reges Vereinsleben mit Sommerfesten und vielen gemeinsamen Turnierbesuchen.
So ließ auch der sportliche Erfolg nicht lange auf sich warten. Die 1.Damenmannschaft stieg 1994 in die 2. Regionalliga, die 1.Herrenmannschaft in die Oberliga und die 2. und 3.Herrenmannschaft in die Landesliga auf.
Den 1.Herren gelang in dieser Saison der große Coup. Sie marschierten durch die Liga, wurden Berliner Meister und stiegen in die 2.Regionalliga auf.
Berliner Meister 1995
1996, also dem ersten Jahr in der neuen Liga schlugen sie sich beachtlich und wurden Tabellendritter. Am Ende der Saison gab Erfolgscoach Sven Wehrmeyer jedoch sein Traineramt auf. Er hatte die Mannschaft drei Jahre betreut und großartig entwickelt.
Erfolgreich entwickelte sich auch die Damenmannschaft. Sie wurde unter Trainer Ralf Mustin in diesem Jahr erster der Oberliga und damit Berliner Meister. Neben dem regulären Spielbetrieb gab es aber auch immer weitere Aktivitäten, wie beispielsweise das gemeinsame Streetballturnier mit der Rückert-Oberschule.
Berliner MeisterInnen 1996
hinten: Grit Lieberwirth, Malou Haberla, Jenny Priebe, Miki Scherreiks, Kirsten Biskup, Tina Gieser
vorn:Anita Radovanovic, Ute Kolarczyk, Meli Wege, Blanca Verges Calvente, Kata Stein.
Es fehlt: Alex Vogel
Ohne Coach Wehrmeyer wurde es für die Herren sportlich eng und so fanden sie sich 1998 wieder in der Oberliga ein. Die 2.Herrenmannschaft spielte in der Landesliga, 3. und 4.Herren in der Kreisklasse.
Die Damen waren beständiger und konnten den Platz in der 2.Regionalliga halten. Die 2.Damenmannschaft spielte in der Landesliga und es gab 9 Jugendmannschaften in der Abteilung.
1999 folgten die Damen den Herren in die Oberliga.
Die Abteilung hatte ihren Zenit überschritten und so stiegen im Jahr 2000 die 1.Herren in die Landesliga ab. Die Abteilung bestand nur noch aus zwei Herren-, zwei Damen- und einer D-Jugendmannschaft. Selbst die letzte verbliebene Jugendmannschaft wurde ebenfalls bald aufgelöst – Job und Studium gewannen an Bedeutung, so dass es mangels Trainer keinen Jugendbasketball in Friedenau mehr gab.
Aushängeschild des Vereins wurden nun immer mehr die Damen. Unter Trainer Stephan Bretall wurden die 1.Damen 2002 Berliner Meister. Ein Aufstieg in die Regionalliga war jedoch nicht geplant, da die Damen mittlerweile elf Kinder in die Welt gesetzt hatten und ihre Karrieren gemütlich in der Oberliga ausklingen lassen wollten.
In Jahr 2003 wurde Derek Kröger neuer Trainer bei den Damen. Er konnte die erfolgreiche Arbeit weiterführen und so erreichte die Mannschaft 2004 erneut den Meistertitel und damit die Aufstiegsmöglichkeit in die 2.Regionalliga. Und dieses Mal wollten sie es noch einmal wissen und nahmen den Aufstiegsplatz an!
Berliner MeisterInnen 2004
hinten: Trainer Derek Kröger,Blanka Verges Calvente, Malou Haberla, Ulrike Reppekus,Alexandra Vogel, Birgit Bauer
vorn: Katharina Stein, Michaela Scherreiks, Nicole Kubillus, Chris Fricke- Gottschild, Dr. Anusch Schwerk
Aber auch bei den Herren tat sich wieder was. Auf Initiative vom unermüdlichen Vereinsarbeiter Michael Biskup gelang es 2004, die 1.Herren durch viele ehemalige Regionalspieler vom ASV Berlin zu verstärken: Claas Hutschenreiter, Germar Kriesing, Martin Schneider, Kalle Görlitz, Marc Seegers, Sascha Petersdorf, Jair Sherman wechselten zum Friedenauer TSC und so gelang 2005 der Wiederaufstieg in die Oberliga.
Aber mit den Damen ging es langsam bergab. Zwar gelang 2006 der 2.Damenmannschaft der Aufstieg in die Landesliga, aber bei den 1.Damen war langsam aber sicher die Luft raus: 2008 trat fast die gesamte Mannschaft zurück. Familie und Beruf wurden immer wichtiger. 2009 folgte dann der Abstieg der 1.Damen aus der Oberliga und so spielen nun beide Teams in der Landesliga.
Fast gegenläufig dazu die Entwicklung im Herrenbereich. Die 1.Herren ist eine feste Größe in der Oberliga geworden und hat in den letzten Jahren immer gut mitgespielt. Abgezockt und ohne großes Training konnten die Jungs die Liga halten. In der Saison 2009/2010 wurde die Mannschaft dann durch den ehemaligen Erstligaspieler Sean Jackson verstärkt und bekam einen Extraschub. Der reichte aus, um Berliner Meister zu werden und in die 2.Regionalliga aufzusteigen.
Berliner Meister 2010
hinten: Germar Kriesing,Paul Vollmer, Martin Schneider, Siran, Rasmus Perl, Christian Gohlicke
vorn:Alexander Ziegler, Sean Michael Jackson, Kalle Görlitz, Moses März.
Es fehlen: Marc Seegers, Jörg Ehlert
Die 2. und 3.Herrenmannschaft erfreut sich mittlerweile so großer Beliebtheit, dass sich oft über zwanzig Spieler in der Halle tummeln. Der Altersschnitt liegt mittlerweile deutlich über dreißig und das Bestehen an den Wochenenden in der Bezirksliga gegen deutlich jüngere Mannschaften wird von Jahr zu Jahr mühseliger. Aber die Überalterung hat auch einen positiven Effekt. Die Seniorenmannschaft der über Vierzigjährigen (Ü40) wird immer schlagkräftiger. So konnte im April 2010 erstmals der Berliner Meistertitel eingefahren werden. 2011 wiederholte sich dieses Ereignis, die Mannschaft konnte den Titel verteidigen.
Berliner Meister 2010 und 2011 der Senioren Ü40
hinten: Jörg Ehlert, Teja Pauli, Thomas Nugel
vorn: Joachim Gottschalk, Nick Mynter, Timo Tomaschko, Holger Reichert, Jörg Zintgraf, Michael Biskup, Michael Kühl, Marc Lenuweit
Heute hat die Basketballabteilung ca. 250 Mitglieder, die in zwei Damen-, drei Herren- und neun Jugendmannschaften spielen.
Neu-Aufbau der Jugendabteilung
Lange hat es gedauert, aber nun wird auch wieder Jugend-Basketball in Friedenau gespielt. Nick Mynter coacht seit dem 13. Mai 2011 Minis der Jahrgänge 2004, 2005 & 2006. Inzwischen hat er einige Trainerkollegen dazu gewinnen können, so dass der Verein mittlerweile mit zwölf Jugendmannschaften im Spielbetrieb agiert. Der große Andrang bestätigt die Basketball-Nachfrage im Kiez.
Zeitungsbericht in der Berliner Woche
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Vereinssport im Jugendbereich in den nächsten Jahren weiterentwickelt. Durch die Ganztagsschulprogramme werden die Schulen stärker in das Nachmittagssegment drängen und es wird zu neuen Kooperationen zwischen Schule und Verein kommen.
Update Januar 2019
Der Friedenauer Basketball ist auf eine stattliche Größe angewachsen: 16 Trainer, über 360 Mitglieder und eine große Fangruppe aus Verwandten und Freunden hat unseren Club auf Platz 35 in der Rangliste der größten deutschen Basketballvereine katapultiert. Damit gehört der Friedenauer TSC Basketball auch zu den Top 5 in Berlin.
Update September 2020
Die Baksteball-Euphorie in Friedenau ist ungebrochen: In der Saison 2019/20 hatte der Friedenauer TSC erstmals Teams in allen Altersklassen von U8 bis U20 im Spielbetrieb. In der Saison 2020/21 sind alle Jahrgänge bis auf die U8 mit mindestens zwei Teams vertreten, insgesamt gehen 21 Mannschaften in den Spielbetrieb.
Abteilungsleiter
1982-1986: Andreas Roestel
1986-1986: Stefan Lingnau
1986-1988: Matthias Rucht
1988-1990: Andreas Roestel
1990-1994: Stefan Tietz
1994-1994: Jo Sielaff
1995-2004: Stefan Tietz
2004-2016: Michael Kühl
seit 2016: Nick Mynter
Ehrenmitglieder: Andreas Roestel, Kirsten Biskup