Liebes Tagebuch,
es ist der Nachmittag des 6. Dezembers, der arbeitsreichste Tag meines Jahres liegt wieder mal hinter mir. Als ich heute mit meinen Besuchen bei den Menschenkindern fertig war, habe ich es mir wie immer auf meiner Lieblingswolke bequem gemacht und mir in meiner Glaskugel angeschaut, wie die lieben Kinder auf der Erde so ihren Nikolaustag verbringen. Dabei bin ich bei einem Spiel meiner Lieblingssportart Basketball in Berlin-Friedenau hängen geblieben, das war vielleicht aufregend! Ich wusste ja gar nicht, dass acht- und neunjährige Kinder schon so tollen Basketball spielen! Aber auch ein alter Kerl wie ich lernt halt nie aus …
In der Münchener Straße empfing der Friedenauer TSC, die sich selbt lustigerweise die „Mammuts“ nennen, City Basket. Das Spiel startete ausgeglichen mit Möglichkeiten auf beiden Seiten, aber wenig Körben. Aber es war alles andere als langweilig. Die Kinder kämpften um jeden Ball, nach dem zweiten Zehntel stand es knapp 8:7 für Friedenau. Doch dann drehte Lenny von den Mammuts auf, er und seine Kollegen Ragnar und Milan sorgten für 12:3-Lauf, mit dem sich Friedenau auf 20:10 absetzen konnte. Und im nächsten Zehntel folgte ein 8:2-Lauf dank wunderschönem Passspiel. Was mir dabei besonders auffiel, war, dass mit Alex, Caine, Leo und Sam alle vier Friedenauer Kinder, die in diesem Zentel auf dem Feld waren, punkten konnten. So eine ausgeglichen starke Kinder-Mannschaft habe ich wirklich selten gesehen! Im fünften Zehntel dann hatten beide Teams Wurfpech, nur City konnte einen Freiwurf verwandeln.
Als es nach der Halbzeitpause weiter ging, war ich ganz schön gespannt, ob die Friedenauer Kinder dieses hohe Niveau würden halten können, oder die Kinder von City nun noch einmal heran kommen. Es sah vielversprechend aus. Lassi von Friedenau wurde für seine tollen Dribblings mit Links mit einem Korbleger-Treffer belohnt, aber auch City konnte punkten. Das sechste Zehntel endete 4:4 unentschieden. Und dann legten die kleinen Mammuts wieder richtig los! Alex klaute den Ball und macht endlich schöne Korbleger anstatt von weit draußen zu werfen. Milan dribbelte auf den gegnerischen Korb zu, verzögerte, ließ den mitrennenden Verteidiger ins Aus springen und macht seelenruhig seinen Korb. Sowas Abgezocktes! Ja, sind wir denn hier in der NBA?
Von da an spielten sich die Friedenauer so richtig in Fahrt. Lenny, Milan und Mathéo machten schöne Korbleger, alle zusammen verteidigten toll und ließen kaum noch einen Korb des Gegners zu. Der kleine Sam blockte sogar einen Wurf seines Gegenspielers, der mindestens einen Kopf größer war als er! Und dann wurde Febe, das einzige Mädchen bei den Mammuts, wunderbar unter dem Korb angespielt, und sie machte in ihrem erst zweiten Spiel ihren ersten Korb in einem Punktspiel! Toll! Im letzten Zehntel hörte ich dann, wie der Friedenauer Coach seinen Kindern sagte: Versucht’s mal ohne Dribblings! Nur noch Passen! Die Kinder schauten erst entgeistert, legten sich dann aber mächtig ins Zeug. Erst ging’s ein wenig holprig, das mit dem Sternschritt und dem Freilaufen will halt auch gelernt sein. Aber dann klappte es immer besser, und schließlich konnten die Mammuts noch drei Körbe erzielen, der Endstand war 56:23.
Etwas gewundert habe ich mich über eine Szene in der zweiten Hälfte, als ein Kind von City sich verletzte und weinend auf dem Feld stand, der Coach aber darauf bestand, dass das Spiel nicht unterbrochen wird und weiter läuft. Ist sowas im Kindersport wirklich nötig? Vielleicht dachte der City-Coach auch für einen Moment, er sei schon in der NBA …
Ansonsten hat mir das, was ich heute in dieser Halle gesehen habe, aber viel Spaß gemacht und den Feierabend versüßt. Wie spielfreudig, teamorientiert und energiegeladen die Friedenauer Kinder zu Werke gehen, hat mir natürlich besonders gefallen Da schaue ich mir sicher bald mal wieder ein Spiel an!
Dein Nikolaus
[Anm. der Tagebuch-Redaktion]
Bei Friedenau haben gespielt: Ragnar, Leo, Milan, Febe, Mathéo, Lassi, Sam, Lenny, Caine und Alex.
Fotos: © Diana Dasch