Als Coach Gabriele vor dem Turnier eindringlich mahnte „Ich brauche noch die Anmeldung für ‚Alle“ war klar, worum es ging: Nämlich um „alle“ (das gesamte Team U10F) und um „Halle“ – also darum, als geschlossenes Team beim Einladungsturnier in Sachsen-Anhalt eine gute Figur zu machen. Ein paar Wochen vor dem Turnier kam auch noch Co-Coach Bjarne an Bord und das Team wusste: Wir wollen hier etwas reißen!
Sonntagmoren, 7:30 Uhr, Berlin-Südkreuz: Alle pünktlich, sämtliche Krankenkassenkarten eingesammelt, Plätze im ICE reserviert und los geht’s. Die Jungs reisen gemeinsam mit dem Mädchen-Team, das ebenfalls die blaue Mammut-Fahne an der Saale hochhalten wird. Am Hallenser Hauptbahnhof müssen sich die Jungs von den Mädchen verabschieden, denn die spielen am anderen Ende der Stadt. Im schönen Norden von Halle, nahe der Burg Giebichenstein, erwartet die Jungs ein erstklassig organisiertes Turnier.
10:30 Uhr: Lennard gewinnt den ersten Sprungball gegen das Team aus Bayreuth und ein knappes Match beginnt, in dem die Führung ein paar Mal wechselt. Das bessere Ende hat der TSC nach zweimal zehn Minuten dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung mit 28:26 für sich. Zeit zum Feiern bleibt aber nicht, denn das nächste Spiel beginnt bereits ein paar Minuten später – diesmal gegen die Gastgeber vom USV Halle, die ihr Auftaktspiel ebenfalls gewonnen haben. Gabriele und Bjarne nutzen den Moment zwischen den Matches und schnappen sich einen Spieler nach dem anderen. Benjamin bekommt einen Tipp für die Defense, „Henri, weiter so!“, Thierno ist vom Dreierüben nicht abzuhalten, Kai versucht Consti die Hose runterzuziehen, Ben nimmt einen Schluck aus der Pulle – und weiter geht’s. Der Sprungball gehört wieder dem TSC, der Ball geht von Nikola zu Leo und es steht 2:0 – eine Führung, die das Team bis Spielende nicht mehr aus der Hand gibt. Endstand: 33:15. Ein paar TSC-Eltern können nicht an sich halten und ernten mürrische Blicke der supernetten Gastgeber-Eltern. Zwei Spiele, zwei Siege. Jetzt ist Mittagpause. Die Kids plündern das Buffet und entdecken die „Mega-Rutsche“ draußen, hinter der Halle. Vor Beginn des letzten Gruppenspiels steht bereits fest, dass Friedenau für’s Halbfinale qualifiziert ist. Aber Erfurt, der letzte Vorrundengegner, möchte noch etwas gutmachen, denn er hat seine ersten beiden Spiele in den Sand gesetzt. Und so merken die Mini-Mammuts schnell, was es bedeutet, sich zu sicher zu fühlen. Die Erfurter fighten wie verrückt und dem TSC gelingt es mit letzter Mühe, sich in die Overtime zu retten, in der Erfurt den ersten Korb wirft und das Spiel damit für sich entscheidet: Sudden Death! Erste Reaktion von Bjarne und Gabriele: „Passiert! Schwamm drüber! Gut gekämpft!“ Und damit ist die denkbar knappe Niederlage abgehakt. Fällt eh nicht schwer, denn der TSC bleibt Tabellenerster.
Vor dem Halbfinale müssen Bjarne jr., Jacob, Lukas und Ensar kurz schlucken, denn es geht gegen den Mitteldeutschen BC, also gegen das Team, das kurz zuvor den Gruppenfavoriten Dessau geschlagen hat. Aber spätestens mit Anpfiff um 14:15 Uhr merkt der MBC: Die Mammuts sind heiß! So heiß, dass sie einen glatten Start-Ziel-Sieg hinlegen und sich für’s Finale qualifizieren. Trotzdem feiert das Team nicht groß, denn die Erinnerung an das Göttinger Turnier im Vorjahr ist noch wach. Damals hatte die Mannschaft mit einem Zähler Rückstand das große Finale verloren. So etwas, da sind sich alle einig, soll heute nicht wieder geschehen. Jedoch geht es nun im Endspiel um den Pokal „aus echtem Metall“ gegen Gotha. Und Gotha hat an diesem Tag alles weggeputzt, was sich ihnen in den Weg gestellt hat. Da ist italienische Gelassenheit und preußische Disziplin gefragt und so spielen sich Gabriele und Bjarne die Coaching-Bälle zu, ohne dass das Team merkt, dass es perfekt auf den Finalauftritt eingestimmt wird.
Als vor dem Anpfiff auch noch das Mädchenteam eintrifft, um die Jungs nach vorn zu peitschen, sind die Weichen gestellt. Jetzt gibt es nur noch ein Ziel: Den Pokal! Wieder gewinnt Lennard den Sprungball. Und diesmal glücken auch die ersten Korbleger. Eine schnelle 6:2-Führung ist da. Doch Gotha kämpft sich zurück. Bis zur Pause holen die Thüringer Punkt um Punkt, sodass die Coaches gefragt sind, die Kids an das „Wir sind stark, wir sind schlau …“ zu erinnern. Mit Wiederanpfiff lässt der TSC dann keine Zweifel mehr zu: Der Pott gehört nach Berlin. Und so spielt das Team dann auch. Mit stabiler Defense, mit Klasse-Steals, überragender Trefferquote und mit Super-Cheering durch die Mädchenmannschaft holen die Jungs das Ding mit 24:19 nach Hause.
Nach der Siegerehrung, inklusive Pokal, Urkunde, Sneaker-Bag und einer Handvoll weiterer Goodies gibt’s Pizza, die die Jungs und Mädchen in der Sonne vor der Halle gemeinsam verschlingen. Dann geht’s zu Fuß durch ein unglaublich schönes Nord-Halle zur Tram und zurück zum Bahnhof. Hier noch’n Eis und dann in den ICE. Doch wer nun denkt, die Kids sind platt, der soll die Mitfahrenden aus Wagen 23 fragen.
Zu Hause in Berlin wird das Team von stolzen Eltern empfangen, die natürlich den gesamten Turnierverlauf an ihren WhatsApp-Wischdepps verfolgt haben. Und dank des aufmerksamen Trainerteams kommen sogar die Trikots in Berlin an, die ein mitreisendes, sorgebefohlenes Elternteil (der Autor) in Halle stehen gelassen hat …
Text: Till Breitung, Fotos: Till Breitung und Despina Perrou-Asghari