„Nichts ist so schlecht, als ob es nicht auch für etwas gut wäre!“ – Das ist ein Satz, den ich schon mit 19 von meinem damaligen Mentor beigebracht bekommen habe. Anders ausgedrückt: „Eine Medaille hat zwei Seiten!“
Die letzte Saison ging für die dritte Herren schwierig los. Nach einigen Niederlagen kamen die ersten Siege. Wir hatten 2:4 Siege und 4 Punkte. Alles sah gut aus. Wir standen im Mittelfeld als Aufsteiger. Das war das erklärte Ziel, Klassenerhalt.
Plötzlich erblickte ich die Tabelle und sah den Friedenauer TSC 3 auf dem letzten Tabellenplatz mit 0:6 Siegen und -2 Punkte – Whaaaat!!!!
Die WhatsApp-Gruppe explodierte förmlich und alle fragten sich, was passiert sei. Nachdem Tobi, der Trainer, meinte, dass es wahrscheinlich nur ein Fehler sei und „mit Sicherheit alles geklärt wird“ beruhigten sich die Gemüter zunächst. Nächsten Tag wurde der „Fehler“ entdeckt.
Leider wurde ein Spieler nicht zum Anfang der Saison auf den Spielerbogen erwähnt. Der Spieler spielte bereits schon letzte Saison für uns. Fakt war, es wurde leider lediglich vergessen/ verpeilt den Spieler mit anzugeben. Ole hatte keine Schuld. Das warf ihm natürlich auch Niemand vor. Tobi wollte auch Niemand etwas vorwerfen. Tobi betreut als Trainer mehr Teams als eine Kitabetreuerin Kinder.
Jetzt standen wir da…. ohne Feindbild….
Wir hatten es selber verbockt. Hinzu kam die nächste Niederlage. Und dann die nächste… und die nächste. Ein Spiel wurde mit 4 Punkten verloren, das andere mit nur einem. Egal, verloren ist verloren.
0:9 Siege, -2 Punkte. Der Höhepunkt wurde im Spiel gegen TISC erreicht. Wir haben kurz vor Spielbeginn (20 Minuten) erst von der Spielortverlegung mitbekommen. Uli Hoeneß würde sagen: „Da ging die Sch… los!“
Dann haben wir uns nicht richtig warm machen können. Wir haben miserabel gespielt und uns schlecht benommen, vor allem ich.
Das war echt der Tiefpunkt. Einige fragten sich schon, ob es das gewesen sein soll? Sind wir das eben gewesen? Mann, das war peinlich.
So schlecht, dass alles klingen mag, das war der Moment, der dazu führte, dass wir als Team enger zusammen gerückt sind. Wir hatten was gut zu machen und konnten uns selber im Spiegel nicht sehen.
Das war die perfekte Mischung, um in die zweite Hälfte der Saison zu gehen. Es hat einen angep… und gleichzeitig motiviert.
Und dann kam eben die zweite Seite der Medaille. 9:2 Siege in den letzten 11 Spielen. Auferstanden wie Phoenix aus der Asche.
Micha kam dazu und hat uns echt gerettet (Micha war verletzt, Micha hatte Knie). Im Training ist Micha schwer zu erblicken. Er ist wie eine Sonnenfinsternis. Er ist selten da, aber wenn er da ist, ist er ein Spektakel. So könnte man Micha beschreiben. In der Offense wie Michael Jordan, in der Defense wie James Harden in einem All-Star-Game.
Plötzlich kamen die Siege. Gegen Neukölln haben wir den Spieß gedreht. Zwei Siege, davon der erste knapp. Da haben wir echt gekämpft. Gegen Pankow haben wir schnell geführt und mit fast zwanzig vorne gelegen. Plötzlich waren sie wieder dran und wir haben wieder gekämpft. Kurz vor Schluss haben wir es fast weggegeben, aber jetzt war auch das Glück da, welches uns zuvor gefehlt hatte. Sieg mit zwei. Großer Dank an der Stelle an Frieder. Er hat extra seine Schicht verschoben. Ohne dich hätten wir es an diesem Tag nicht geschafft.
Nach den ersten Siegen haben wir wieder angefangen an uns zu glauben. Plötzlich war auch ein Sieg in Marzahn drin. 13 Dreier in einem Spiel hatten wir zuvor auch noch nicht geschafft. Ist ja schon eigentlich NBA-würdig. Marzahn zählte als Aufstiegskandidat und da haben wir, trotz schlechtem Start, Charakter gezeigt. Das Hinspiel hatten wir mit fast vierzig!!! Punkten Unterschied verloren. Dieser Sieg verhalf uns für die letzten Spiele. Ein erkämpfter Sieg in Pfeffersport sorgte dafür, dass wir mit einem möglichen Sieg im letzten Spiel den Klassenerhalt selber in der Hand hatten. Dieses Spiel war ausgerechnet gegen TISC!!!
Mann, hatten wir etwas gut zu machen. Alle waren heiß. Wir haben alle reingehauen und waren in der letzten Minute gerade mal mit drei Punkten vorne. Es ging hin und her. Alle waren platt. Ich selber kämpfte die letzten Minuten mit Krämpfen in den Beinen. Wir haben es dann geschafft und knapp gewonnen. In dem Moment hatten wir innerlich wieder den Frieden gefunden. Wir haben alle Steine, die wir uns selber in den Weg gestellt haben, wieder geräumt. Ziel geschafft – Klassenerhalt. Tobi war heilfroh, dass der „Fehler“ ausgebügelt wurde. Ich bin heilfroh, dass wir die Kurve hinbekommen haben und die Mannschaft mich nicht hat hängen lassen.
Kompliment an dieser Stelle auch an TISC. Ihr habt euch toll verhalten, auch nach der Niederlage bei uns. Ihr habt Klasse bewiesen. Danke dafür.
Genau das macht dieses Team aus. Wir halten zusammen. Wir haben Spaß und deswegen konnten wir einen 0:9 Stand auch zu einem 9:11 ändern. Eigentlich wäre es ja ein 11:9 gewesen. Als Aufsteiger nicht schlecht. Damit wären wir übrigens Fünfter geworden.
Viele Geschichten werden wir weiter erzählen können. Über vieles können wir auch wieder lachen. Und das erste mal sind wir mit einer großen Truppe nach dem Spiel alle gemeinsam feiern gegangen.
Nichts ist halt so schlecht, als ob es nicht auch für etwas gut wäre. Nun geht es von vorne los. Zwei Teams werden „zusammengewürfelt“. Wir müssen uns neu erfinden. Wir müssen zwei Teams bilden. Das mag zwar wieder dazu führen, dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen. Das mag dazu führen, dass wir traurig sind (vor allem die Spieler der ehemaligen zweiten Herren), dass nun eine Epoche vorbei ist. Allerdings wird es nicht so schlecht sein, dass es nicht auch für etwas gut sein wird.
Wir werden es schon packen Jungs. Wir werden wieder coole, lustige Teams aufbauen. In spätestens zwei Jahren wird es niemand mehr als „fremd“ bezeichnen. Dann heißt es wieder mal bei einem Bierchen: „Damals war ich ja echt skeptisch, aber jetzt finde ich das richtig cool…, und jetzt erzähl nochmal die Geschichte mit dem halbnackten, der übers Feld gelaufen ist. Wie war das genau?“
In diesem Sinne Jungs, lasst uns eine gute Saison hinlegen.
Gruß Markus
Anmerkung der Redaktion: Ja, Markus, wir wissen Bescheid. Ein T hast du gut! 🙂