Nach einer ungeschlagenen Saison im Berliner Spielbetrieb galt es für den 2007-er Jahrgang, sich bei einem ersten nationalen Turnier mit den Teams aus anderen Bundesländern zu messen. Ganz klar, die Erwartungen waren hoch, und so manches Mammut sah sein Spiegelbild schon in einem glänzenden Pokal vor sich. Da kam gleich am Morgen beim Eintreffen in der nun schon vertrauten Dresdener Arnoldstraße die Hiobsbotschaft: Richard, unser U10-erprobter Routinier hatte Fieber und konnte nicht spielen! Er zog sich zwar mit um und machte auch das Warmup Nurofen-gedopt mit, blieb aber zu seinem großen Leidwesen im ersten Spiel gegen Gotha natürlich auf der Bank. Seine Mammut-Kollegen ließen sich zum Glück nicht davon runterziehen, sondern spielten selbstbewusst auf. In den ersten Spielminuten war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, Korb – Ausgleich – Korb – Ausgleich. Lenny, Deion und Sam sorgten für die Punkte, aber die Gothaer konnten immer wieder unsere noch löchrige Defense überwinden und schließlich sogar mit sechs Punkten in Führung gehen! Doch dann setzte David sich am Korb durch und konnte zwei Körbe in Folge erzielen, nur noch zwei vor für Gotha. Die erste Halbzeit geht zu Ende, noch fünf Sekunden, Sam dribbelt mit dem Ball rechts außen nach vorne, sein Verteidiger ist auf gleicher Höhe, drei Sekunden, zwei, eine, Sam stoppt und wirft aus der Ecke – Swisch! Buzzerbeater! Die Halle tobt! Drei Punkte für Friedenau! Als ob dieser tolle Treffer ein Weckruf war, sind die Mammuts in der zweiten Hälfte voll da, die Defense steht besser, Rebounds werden eingesammelt, David, Lenny, Caine und Alex punkten zuverlässig. Gotha müht sich redlich, kann aber nicht mehr rankommen. Endstand 28:21 für Friedenau, ein Einstand nach Maß!
Der nächste Gegner hieß DBV Charlottenburg, alte Bekannte für das Team. Und die Charlottenburger gingen gleich mal in Führung! Caine konnte mit einem schönen Korbleger ausgleichen, doch DBV legte postwendend nach. Da dribbelt Lenny zum Korb, Pass auf den freien Deion außerhalb der Zone, Treffer! Drei Punkte! Erste Führung! Und von da an gab es kein Halten mehr für die Mammuts, Korbleger um Korbleger wurde zielstrebig im Korb untergebracht, die Defense war jetzt viel wachsamer, bis zur Pause gelang Charlottenburg nur noch ein Korb, Pausenstand 13:6 für Friedenau. Die zweite Hälfte stand ganz im Zeichen der „second chance points“, gleich drei Offensivrebounds konnten u. a. von Milan und Felix eingesammelt und in Punkte verwandelt werden. Dazu kamen schöne Steals und Korbleger von Alex, Lenny und David, am Ende stand ein ungefährdeter 27:13-Sieg auf dem Papier.
Bis jetzt lief also alles „nach Plan“, doch der nächste Gegner hieß Chemnitz 99ers, und die hatten bisher auch alle Spiele gewonnen. Und erinnern wir uns: Vor zwei Wochen, beim ALBA-Turnier, konnten wir Chemnitz nur knapp mit 8 Punkten schlagen. Die waren also sicher heiß auf eine Revanche! Und wie heiß! Mit einer tollen Energie und bissigen Defense gingen die Chemnitzer ins Spiel und beeindruckten unsere Mammuts schwer. In den ersten Minuten konnte nur Caine einen Freiwurf verwandeln, ansonsten punkteten die Chemnitzer: Erst beim Stand von 1:12 gelangen Lenny zwei Korbleger, dann gab es noch einen Freiwurf, Chemnitz konnte wieder punkten, Halbzeitstand 17:6 für die 99ers … Hatten die Mammuts ihr Pulver schon verschossen? Lag das reichhaltige Nudel-Buffet vom Mittagessen zu schwer im Magen? Von der zupackenden Friedenauer Defense und dem schönen Passspiel nach vorne war wenig zu sehen gewesen, wilde Würfe und sinnlose Dribbelaktionen stattdessen zu Hauf. Die grenzwertig harte Verteidigung der Chemnitzer machte den Friedenauer Kids zu schaffen. Der Schiedsrichter ließ dabei viel durchgehen, so dass es die eine oder andere Schmerzenstränen zu trocknen gab. Und die Mammuts zeigten in dieser für die völlig neuen Situation Nerven und ließen die Schultern hängen. Die zweite Hälfte brachte leider keine Wende: Die sich kompromisslos ihren Weg zum Korb suchenden Chemitzer legten Treffer um Treffer nach. Die Mammuts gaben ihr Bestes, hatten mit dieser für sie neuen Situation aber sichtlich zu kämpfen. Schließlich durfte sogar Richard ran, der nun schon einige Stunden fieberfrei war und auf der Bank Tränen der Verzweiflung vergoss, da er seine Jungs in diesem Spiel nicht unterstützen konnte. Jubel im Team, als Richard aufs Feld kam, ein Windstoß der Hoffnung fegte durch die Halle! Und Richard macht gleich mal einen Korb und kann auf 8:28 verkürzen. Geht da noch was? Lenny wird gefoult, trifft einen Freiwurf, Felix ebenso, 10:28. Die Chemnitzer sind sichtlich beeindruckt, die Friedenauer Defense steht plötzlich! Chemnitz gelingt nur noch ein Freiwurftreffer, ansonsten punkten die Mammuts! Was für ein Aufbäumen! Was für tolle Kinder! Tränen weggepustet, Ball geschnapt, ab zum Korb! Die 99ers wissen sich nur noch mit Fouls zu helfen, Deion geht an die Freiwurflinie, dann Richard, dann David, nur noch 14:29! Richard lässt seinen ganzen Frust raus und geht unaufhaltsam zum Korb, Treffer! Und nochmal, Treffer! 18:29! Das ganze Team ackert jetzt und zeigt den Chemnitzern, was es drauf hat! Doch die Zeit rennt den Mammuts davon, das Friedenauer Feuerwerk wird zu spät abgebrannt, die Chemnitzer gehen als Sieger vom Feld und die Mammuts mit Tränen der Wut und Verzweiflung in die Kabine. Die beiden Friedenauer Coaches haben alle Hände voll zu tun, das Team wieder aufzurichten und den Mammuts klar zu machen: Ihr habt alles gegeben, aber wir haben euch ganz offensichtlich nicht ausreichend auf so einen unangenehmen und hart verteidigenden Gegner vorbereitet – und darauf, wie man mit einem zu nachlässig pfeifenden Schiedsrichter umgeht. Die Chemnitzer waren heute einfach besser, sie haben es mehr gewollt, uns aus dem Konzept gebracht und uns unsere Schwächen aufgezeigt. Und solche Niederlagen gehören einfach dazu, wenn man Basketball spielen und lernen will. Beim nächsten Mal werdet ihr es wieder besser machen, da sind wir uns ganz sicher, und euer Aufbäumen in der zweiten Hälfte war ein Zeichen ganz großen Charakters! Und hätten wir in der vergangenen Saison mehr gleichwertige Gegner wie Chemnitz gehabt, wäre uns diese bittere Erfahrung am heutigen Tage vielleicht erspart geblieben.
Für langes Klagen war auch wenig Zeit, der nächste Gegner im Turnier stand bereit, die Dresden Titans. Und die Gastgeber gingen auch gleich 4:0 in Führung. Hatte das Chemnitz-Spiel uns aller Kraft beraubt? Es war, als ob ein tiefes Luftholen durch die Mammuts ging, ein Blick in die Gesichter sprach Bände – der Drops war noch lange nicht gelutscht! Lenny eröffnete den Korbreigen mit einem Wurf, er und Deion legten Korbleger nach. Jetzt wurden auch wieder die Offensivrebounds gesichert und zweite Chancen verwandelt. Felix trifft, Deion und Lenny legen nach. Plötzlich erinnern sich die Mammuts an die „Aufstellung“, gerade erst im Training eingeführt, und wenden sie an: David wartet geduldig mit dem Ball auf den sich frei laufenden Mitspieler, Pass auf Deion, Korb! Das sind wieder die Mammuts, wie wir sie kennen! Knallharte aber faire Defense, viele Steals, schöne Korbleger, sogar die Dreier fallen ins Netz. Pausenstand 33:8 für Friedenau! Auch nach dem Seitenwechsel haben die Mammuts die Titans jederzeit im Griff, sichern die Rebounds und erinnern sich daran, wie einfach das Körbemachen ist, wenn man nur selbstbewusst zum Korbleger geht. Insbesondere Lenny ist unaufhaltsam, spielt sich seinen ganzen Frust von der Seele und trifft in den letzten Spielminuten sechs Feldkörbe und einen Freiwurf. Endstand 57:22 für die Friedenau. Gut gemacht, Kinder!
Vier Siege, eine Niederlage, das bedeutete „Kleines Finale“: Spiel um Platz drei gegen Leipzig. Und beim Anblick des Leipziger Teams schwante den Coaches schon Böses: ungewöhnlich groß waren die Jungs fast alle. Ob wir da mit unseren eher kleinen schnellen Mammuts gegen ankommen würden? Nun, machen wir es kurz, die Luft war raus. Es war das fünfte Spiel an einem anstrengenden Turniertag, der Frust über das Chemnitz-Spiel steckte noch in den Köpfen, und die langen Armen der Leipziger stellten die Mammuts vor völlig neue Probleme. Ein Korbleger, der normalerweise am Gegner vorbei ins Netz befördert werden konnte, landete plötzlich immer in des Verteidigers Händen. Und auch wenn man in der Verteidigung mitlief und die richtige Position hatte, konnten die großen Leipziger einfach drüber hinweg werfen. Und Richard, unser Größter, der vielleicht hätte gegenhalten können, durfte unter Rücksichtnahme auf seine Gesundheit nicht mehr eingreifen. Schnell stand es 16:6 für Leipzig. Unsere Mammuts spielten einfach nicht clever genug. Wieder sahen sich die beiden Coaches an und merkten: Auf so einen Gegner haben wir unsere Kids auch noch nicht genügend vorbereitet! Kurz vor der Pause legte Lenny nochmal einen tollen Lauf inklusive Buzzerbeater hin und konnte auf 12:17 verkürzen. Ein Hoffnungsschimmer? Nun, die Leipziger wussten ihre Vorteile gut auszunutzen und spielten das Spiel routiniert zu Ende. Endstand 36:27 für Leipzig und somit Platz vier für die Mammuts. Beim Jubelvergleich bei der Preisverleihung dann waren die Mammuts aber eindeutig Erster!
Kinder, was war das für ein aufregender und lehrreicher Turniertag! Leider habt ihr erst heute erfahren dürfen, was es bedeutet, wenn man auf ein Team auf Augenhöhe trifft und alles gegen einen zu laufen scheint. Aber ihr habt nie aufgehört zu kämpfen und trotz aller Widrigkeiten gezeigt, was Mammut Power ist! Unter all diesen Umständen könnt ihr mehr als stolz auf diesen vierten Platz sein. Und wer weiß, die eine oder andere Rechnung haben wir ja noch offen, und vielleicht sieht man sich bald wieder. Und dann werdet ihr wissen, was auf euch zu kommt und allen zeigen, was ihr drauf habt! Wir wissen jetzt auf jeden Fall, woran wir noch verstärkt arbeiten müssen, und wenn wir im Juni zum Turnier nach Göttingen fahren, habt ihr all diese Erfrahrungen im Gepäck und Hinterkopf und werdet wieder ein kleines Stück bessere, abgebrühtere und reifere Basketballspieler sein. Wir, die Coaches und eure Eltern und Fans, freuen uns drauf!
Es waren dabei: Deion, Lenny, Alex, Felix, Caine, Richard, Lassi, Sam, Milan und David.
Fotos: © Robert Sidor