3. Herren – that stings oder die vielleicht wichtigste Niederlage der noch jungen Saison
Bitter. Ein Wort, das aus den Mündern von Sportlern kommt, wenn sie eine Niederlage beschreiben sollen, die sie immer noch nicht begreifen können. Es beschreibt ein Gefühl, einen Geisteszustand, einen Geschmack (der sich einem sprichwörtlich auf die Zunge legt und nicht mehr verschwinden will). Das Bittere kommt in Schüben, in Flashbacks. Man meint, schon wieder darüber scherzen zu können und auf einmal denkt man an den einen (oder anderen) liegen gelassenen Freiwurf in der letzten Minute oder an den 1-0 Lay-Up in der Overtime oder, natürlich, an den unsäglichen Dreier des Gegners 5 Sekunden vor Schluss, der die Overtime überhaupt erst eingebracht hat.
Karl Malone hatte die Bitterkeit in den Play-Offs gegen die Bulls häufiger auf der Zunge und auch Andi Obst sah man sie nach dem Spanien-Spiel an. It stings, es sticht.
Aber noch mal von vorn: Die 3. Herren war zu neunt angetreten und erwischten am späten Samstagnachmittag in der gut besuchten Münchnerstraße einen verhaltenen Start mit gut frei gespielten Würfen, die aber partout nicht fallen wollten. Zum Glück war auf der anderen Seite das Elend noch größer (Willkommen in der Bezirksliga) und es hielt sich vorerst die Wage. Den Anfang aus dem Spiel heraus machte für uns schließlich Niklas, der sein Saison-Debüt mit einem lockeren Dreier einläutete (ungewohnt) und wenig später noch einen Mid-Ranger hinterher setzte (etwas weniger ungewohnt), bevor er mit bockstarker Defence, enormer Präsenz und smarten Pässen zu seinem gewohnten Skill-Repertoire zurückkehrte. Fühlt sich gut an, ihn wieder im Team zu wissen! Abgelöst wurde er im Scoring von Bjarne, der ein ähnliches Programm fuhr (auch früher 3er, dann zwei verwandelte Freiwürfe) und dessen dynamische Drives in den ersten beiden Spielen schmerzlich vermisst wurden. Welcome back!
Das erste Viertel ging dank neu einstudiertem Cut-and-Refill und einer soliden Defence 15:11 an uns, was sich die Pfeffersportler wohl anders vorgestellt hatten, denn nach einem Achtpunktelauf ihrerseits keuchte einer der Spieler noch während der Verschnaufpause beim Freiwurf siegesgewiss “die rennen wir jetzt tot”. Auf der Sympathie-Skala also ganz weit oben, die Jungs aus Prenzlauer Berg. Natürlich gingen wir, dem Spielverlauf angemessen, mit einer 34:21 Führung in die Halbzeitpause.
Im dritten Viertel passierten dann jedoch unerklärliche Dinge. Eine Interpretation des weiteren Spielverlaufs wäre: Wir wollten es klug weiter und zu Ende spielen und vergaßen dabei unsere natürliche Aggressivität und Athletik einzusetzen, die unsere Team-DNA ja ebenso ausmacht wie unser überlegenes Spielverständnis. Aber um es kurz zu machen: die Suppe kippte. Und wer mit nur mehr drei Punkten Vorsprung ins letzte Viertel geht, der weiß genau, wer hier gerade alt aussieht.
Dennoch: Max, Julian, Edin und Fabi fighteten im letzten Viertel ihre Seelen aus dem Leib und das Team mit dem Mammut auf dem Trikot konnte die Prenzelberger immer wieder auf Abstand halten. Auf Abstand ja, aber eben nur auf 3 Punkte. Und dann kam das letzte Play der Gegner: Deren Routinier trug den Ball vor und nachdem er auf erstaunliche Weise von der berüchtigten Lockdown-Defence unserer Jungs abgeschirmt wurde, warf er den einen 3er seiner Träume, der sich mitten ins blaue FTSC-Herz bohrte wie der von Apollon gelenkte Pfeil des Paris in die Sehne des (im Prinzip unschlagbaren) Achilles. Besonders bitter: Unsere Trainerspieler Alex und Molly hatten zuvor die Möglichkeit, durch Freiwürfe den Abstand auf insgesamt 5 zu erhöhen. Aber genau das sind die Gedanken, mit denen man sich in der Overtime oder nach dem Spiel nicht beschäftigen darf. Es bleibt so bitter, wie es wenig später schwarz auf weiß auf dem Bogen stand: das Spiel ging 57:63 verloren.
Für uns als Team war es eine bittere Niederlage. Doch es war vielleicht die wichtigste Niederlage der noch jungen Saison oder sogar der Team-Geschichte. Eine Niederlage, die man so einfach nicht auf sich sitzen lassen kann. It stings, es sticht, ja. Und es stachelt verdammt noch mal an!
Ein paar letzte positive Worte: Unser Alex hat nicht nur Freiwürfe vergeigt, sondern war mit 12 Punkten auch Top-Scorer gefolgt von Fabi mit 10, Molly und Max jeweils 8, Bjarne und Julian jeweils 6, Niklas 5. Außerdem positiv: die regelmäßigen außersportlichen Aktivitäten, die die Mannschaft betreibt, zeigen ihre Früchte und sorgen für blindes Verständnis auf dem Platz, Julian holt die Rebounds mittlerweile in ähnlicher Frequenz wie im Training und der Spirit, der an diesem Tag von der Halle ausging (viele Spieler hatten ihre Kinder dabei) sorgte dafür, dass zumindest ein neues Mitglied demnächst bei den Minis trainieren wird. In diesem Sinne: Friedenauer Power!