3. Herren: Liebe Basketballeltern … bitte nicht so!
Achtung: Das Folgende ist ein Bericht über das letzte Bezirksligaspiel unserer 3. Herren, aber es ist ebenso als Ratgeber zu verstehen, wie man als zuschauende Eltern mit Respekt und Anstand oder zumindest ein bisschen Würde ein Spiel seines großen Jungen schauen kann.
Doch vorerst zum Spiel: Unsere 3. Herren empfingen am Sonnabend die Eintracht aus Kleinmachnow, die unseren Mammuts letzte Saison (damals noch Kreisliga) mit einer sensationellen Dreierquote und einer respektablen Teamleistung souverän die Grenzen aufwies und noch vor uns den Aufstieg klar machte. Dementsprechend freuten wir uns auf die Herausforderung/das Wiedersehen und wollten außerdem eine angemessene sportliche Reaktion zeigen auf die Klatsche vor zwei Wochen gegen die Freibeuter. Die Gegner waren im Schnitt jünger besetzt als unsere Vorzeigeathleten und mit einer tieferen Bank angetreten, gingen entsprechend mit breiter Brust in das Spiel. Tatsächlich trafen die Brandenburger bereits drei Dreier im ersten Viertel doch so richtig Grund zum Jubel kam bei den Gästen nicht auf, weil unsere Mann-Offensive die Bigmen mit Bällen versorgte und diese effektiv verwertet wurden. Das Viertel endete mit einem knappen 2- (13:15).
Im zweiten Viertel zeigten unsere Männer in Blau-Weiß dann, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Ein unbändiger Zug zum Korb, eine 100% Freiwurfquote sowie zwei verwandelte Dreier propulsierten sie nach vorne und auf einen 8+ Abstand zum Pausenbuzzer (36:28). Aber die dritte Herren wäre nicht die dritte Herren, wenn sie nicht während des Spiels auf schier unmenschliche Widerstände stoßen würde, die es zu meistern gilt. So fiel unser Stamm-Edin (noch kein Saisonspiel verpasst) während eines seiner Signature-Floater in der Zone auf einen Brandenburger Fuß und knickte dermaßen um, dass nach dem Schrei die ganze Halle die Luft anhielt. Gute Besserung an dieser Stelle!
Doch damit nicht genug: Heroisch wie immer gingen unsere Jungs auch mit nur mehr 8 Spielern fokussiert, mannschaftlich und dynamisch in die zweite Halbzeit. Der vom Gegner auferzwungene Wechsel auf eine Zonen-Offensive funktionierte nahezu reibungslos und während einer Phase des größten Hustles, als sich die Mannschaft nach einem kurzzeitigen Rückschlag (nur noch 3/7 Freiwürfen) zurückkämpfte, ging ein weiterer Schrei durch die Halle. Doch diesmal war es die gegnerische Bank, die aufkreischte, als unser stahlharter Niklas (der „Wolf“) seinen Mittelfinger wie zum Beweis vorzeigte und dieser in unnatürlichen 90° zur Hälfte nach oben stand.
Wir hatten eine weitere tragende Säule verloren, doch sieben Schultern, die die verbliebenen Minuten jetzt tragen mussten wurden nicht etwa schmaler. Nein! Sie wurden, wie zum Trotz, nur noch breiter. Fünf Minuten vor Ende konnten wir einen Rückstand von 5- noch verteidigen, bis die Physis gnadenlos ihren Tribut zollte und zudem das Glück die Seite wechselte und dem Gegner die freien Dreier schenkte (4 im letzten Viertel).
Am Ende wurde das Ergebnis dem Spielverlauf zwar nicht gerecht (53:71), doch nach der haushohen Pleite in Friedrichshain fühlte sich diese Niederlage, aber vor allem der Team-Effort, eher wie ein Sieg an. Bester Scorer auf Seiten Friedenaus war unser bärtiger Hüne Fabi mit sensationellen 21 Punkten.
Schlussendlich gibt es derzeit wenig, was die Gemütslage unseres Teams trüben könnte, deshalb soll der folgende (kurze) Schlussteil des Berichts auch nicht dem einen unausgesprochenen Gefühl des Abends zu viel Bedeutung beimessen. Es geht um Fremdscham. Als wir nach dem Abpfiff in die Augen unserer jungen Gegner sahen, konnten wir das tiefe Grauen erahnen, das sie in sich trugen. In Brandenburg sehen Basketballeltern nicht aus wie Lavaar Ball. Sie haben sandfarbene Strickpullis und grüne Kordhosen an und sie tragen ihre bunten Lesebrillen auf dem graumelierten Haar. Sie sehen halbwegs intellektuell und sogar friedfertig aus. Doch sie kommen in großen Gruppen und fangen damit an, irrwitzige Calls in Richtung der Schiedsrichter zu plärren, sich beleidigend über deren Leistung zu äußern und schließlich Misserfolge der Gegner (Foul-calls, verworfene Körbe) hämisch-grölend zu bejubeln.
Ohne Worte.
Für uns als Team (die Stammspieler sind größtenteils junge Eltern) aber auch als Appell an die vielen werdenden Sportlereltern ist es wichtig, dass wir hier ein Gelöbnis aussprechen: Liebe Eltern, bitte lebt den Sportsgeist, den ihr vermutlich selbst sogar besserwisserisch hochhaltet, euren Kindern tatsächlich vor, wenn ihr auf der Bank sitzt. Respektiert den Gegner, den Schiedsrichter und vor allem euch selbst.
Friedenauer Power!